Von 1840 bis zum Jubiläumsschießen 1910
Der Unterhalt des Schießhauses und der Schießanlagen bildete auch in den folgenden Jahren eine stete Sorge der Gesellschaft. Als 1845 aus Anlaß des Bahnbaues der Coburger Torturm, ein Stück alter Stadtbefestigung, abgetragen wurde, suchte die Schützengesellschaft die Gelegenheit zu nützen und bat um Überlassung des Steinmaterials zur Erweiterung des Schießhauses. Der Magistrat befaßte sich mit dem Antrag am 11. Februar 1845. Dem Ansuchen konnte jedoch nicht entsprochen werden, da zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärt war, ob die Eisenbahnbaubehörde das Material nicht selber beanspruche. Die späteren Bemühungen der Stadt blieben ergebnislos, da die Regierung in Bayreuth am 20. Mai 1845 zu Gunsten der Eisenbahn entschied. Die Bahnbaubehörde beseitigte den Turm und verfügte auch über das gewonnene Material.
Am 10. Juli 1846 bildete die Instandhaltung des Schießhauses erneut einen Beratungspunkt im Stadtmagistrat. Die Pflicht der Stadt zur Förderung des Schützenwesens wurde dabei ausdrücklich anerkannt und der Schützenkasse zu diesem Zweck ein Betrag in Höhe von 30 Gulden zur Verfügung gestellt.
Am 3. August 1850 trat die Gesellschaft noch einmal an den Stadtmagistrat mit der Bitte heran, einen Beitrag zur Schießhausreparatur zu leisten. Der damals vom Magistrat gefaßte Beschluß läßt wiederum so recht die Bedeutung des Schützenwesens erkennen. Er besagt: "Da die Gemeinde immerhin für die Erhaltung des Schießhauses Bedacht zu nehmen hat, und allerwärts Gemeindebeiträge zu den Schützenfesten geleistet werden, so ist zur Reparatur ein Beitrag von zehn Gulden aus der Gemeindekasse zu leisten!' Das war zwar nicht viel, jedoch ein Beweis guten Willens.
In den darauffolgenden Jahren scheinen am Schießhaus größere Instandsetzungsarbeiten ausgeführt worden zu sein. Am 17. August 1855 äußerte nämlich Schützenmeister Schmalz gegenüber dem Stadtmagistrat die Bitte, die Stadt wolle zu Gunsten der Schützengesellschaft eine Schuld an Simon Werner in Höhe von 300 Gulden übernehmen. Der Magistrat erklärte sich vorbehaltlich der Zustimmung des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten hierzu bereit. Die dienstaufsichtliche Genehmigung seitens des Landgerichts scheint jedoch hierzu nicht erteilt worden zu sein. Die Frage wurde vom Stadtmagistrat nicht mehr berührt.
1860 erhielt der Tünchermeister Horn für das Ausweißen des Schießhauses sechs Gulden.
Die zunehmende Blüte des Vereins forderte gebieterisch eine Erweiterung des Schießhauses. Am 14. und 26. Juni 1863 wurde deshalb beschlossen, durch Ausgabe von Aktien an die Mitglieder die Finanzierung des Bauvorhabens für alle Fälle sicherzustellen. Voraussetzung war, daß die Stadt das zum Bau benötigte Gelände abtrat; Antrag hierzu erging am 28. November 1863. Der Magistrat erklärte sich auch am 10. Dezember 1863 bereit. Die notarielle Verbriefung vom 19. August 1864 bestätigt die schenkungsweise Abgabe von 0,13 Tagwerk Grundfläche durch die Steuergemeinde Lichtenfels an die Schützengesellschaft.
Gedacht war zunächst an die Errichtung eines zweistöckigen Gebäudes mit Schieferdach nach den Vorschlägen des damaligen Oberschützenmeisters Loeser. Die von dem Landbaubeamten Eck erstellten und noch vorhandenen Entwürfe gelangten jedoch aus finanziellen Gründen nicht zur Ausführung. Bevorzugt wurden vielmehr die gleichzeitig von dem Bahnmeister Michael Schlennert, Hochstadt a. Main, vorgelegten Pläne. Über die Baugeschichte selber und über die Weihe des neuen Hauses fertigte 1. Schützenmeister Adam Wenglein am 27. Mai 1865 eine Denkschrift an, die mit Rücksicht auf ihre vereinsgeschichtliche Bedeutung hier ungekürzt folgt:
Denkschrift über den im Jahre 1864 geführten Schießhaus‑Saal‑Anbau.
Nachdem seit einer Reihe von Jahren bei den alljährlich abgehaltenen Freischießen sich die der Schützengesellschaft gehörenden Lokalitäten (jetzige Schießhalle) als allzuklein erwiesen haben, so wurde das Bedürfnis laut, die Gebäulichkeiten zu erweitern. Es wurde daher in der Generalversammlung vom 23. Juni 1863 der Beschluß gefaßt, daß nach anliegendem Plane, gefertigt von Herrn Bahnmeister Michael Schlennert von Hochstadt, ein Anbau an dem Schießhaus bestehend aus Tanzsaal, Spielzimmer, Büfett, Küche und s. v. Abtritten gebaut und das hierzu nötige Kapital von zirka 3000 Gulden durch Aktien a. 5 Gulden zahlbar in zehn monatlichen Raten a. 30 Kreuzer beschafft werden solle. Ferner wurde beschlossen, daß ein Bauausschuß gewählt werden solle, welcher die Bauangelegenheit zu besorgen habe und gingen damals 1. Herr Bürgermeister Joh. Schier als Vorstand desselben, II. der erste Schützenmeister Adam Wenglein, der zweite Schützenmeister Herr Georg Och, der Kassier Herr Georg Mahkorn, Herr Adolf Hammann, Herr Johann Hofmann und Herr Franz Xaver Krug als Ausschußmitglieder aus der Wahl hervor. Von dem Ausschuß wurde die Bauleitung Herrn M. Schlennert speziell übertragen. Dieser Ausschuß begann nun seine Tätigkeit damit, daß er noch im laufenden Jahre während der Dauer des Freischießens die Liste zur Aktienzeichnung eröffnete und seine ihm hier gestellte Aufgabe vollständig löste. Hierauf ging es zur ratenweisen Einzahlung der Aktien und hat dieses Geschäft der Verbuchung und Einkassierung sowie Verrechnung Herr Kassier Georg Mahkorn mit nur anerkennenswertem Fleiße und größter Pünktlichkeit besorgt. Nachdem die Aktien zur Hälfte des Betrages eingezahlt waren, schritt man zur Veraccordierung des Baues und hat Herr II. Schützenmeister Georg Och, Maurermeister von hier, mit 5% Abgebot von der veranschlagten Bausumme laut anliegendem Bauvertrag den Bau übernommen. Hier ist hervorzuheben, daß auch Herr Och seine Uneigennützigkeit der Gesellschaft gegenüber dadurch bewies, indem er erklärte, den Bau, obwohl planmäßig aus Backsteinmauerung projektiert, durchaus massiv aus Quadern aufführen zu wollen, ohne eine Preiserhöhung eintreten zu lassen. Inzwischen hatte sich der Vorstand der Schützengesellschaft A. Wenglein in einem Bittgesuche an den wohllöblichen Magistrat hier um Überlassung des betreffenden Bauplatzes gewendet, welchen ihr auch von dieser Seite mit größter Bereitwilligkeit gratis überlassen wurde.
Nachdem nun diese Vorkehrungen alle getroffen, wurde der Bau Ende März 1864 begonnen und mit wenig Unterbrechung durch schlechte Witterung unter der umsichtigen und uneigennützigsten Leitung des Herrn M. Schlennert Ende Juli vollendet.
Während des Baues ergaben sich verschiedene Schwierigkeiten bei Vereinigung des alten und neuen Dachstuhles. Da nun das alte Dach aus Ziegeln bestand, so beschloß der Bauausschuß das ganze Gebäude unter ein Dach zu bringen und ganz mit Schiefer zu decken; gleichzeitig wurde beschlossen, da gerade die Errichtung des Gaswerkes in Angriff genommen wurde, das Schießhaus mit Gaseinrichtung zu versehen. Durch die Mitüberdachung des alten Schießhauses, Gaseinrichtung, den Kochherd, Heizbarmachung sämtlicher Lokalitäten, Orchester und Anschaffung von neuem Mobiliar ergab sich jedoch ein Mehrbedarf von 2800 Gulden Baukapital, welcher durch den 1. Schützenmeister A. Wenglein von dem Pfandbriefinstitut der b. Hypotheken‑ und Wechselbank in München zu 5 % mit 52jähriger Annuitäten zur ersten Hypothek laut Generalversammlungsbeschluß vom 12. März 1865 aufgenommen wurde.
Noch eines edlen Guttäters der Schützengesellschaft muß hier gedacht werden; es ist dies der kgl. Notar Herr Andreas Wilhelm, welcher alle nötig gewesenen notariellen Geschäfte mit Verzichtleistung sämtlicher Notariatsgebühren bereitwilligst und umsichtsvollst beschäftigte.
Die Einweihung des Neubaues fand gelegentlich des Freischießens (19. ‑ 26. August 1864) am 19. durch ein veranstaltetes Festessen und solennen Schützenball unter den Klängen der Bamberger Chevaulegermusik statt und bewährte sich der Neubau mit seinen Räumlichkeiten bei damals während des ganzen Freischießens herrschenden schlechten Witterung ausgezeichnet. Ein zweites sehr schönes Fest, welches in diesen Räumen abgehalten wurde, war die Eröffnung der Gasbeleuchtung und diesem folgten noch zwei dem scheidenden Herrn Regierungsrate und Ehrenmitgliede der Gesellschaft Herrn Eschenbach gegebenen Abschiede, wobei an einem der beiden Soupees über 100 Couverts serviert wurden. Seither wurden die Räumlichkeiten öfters von den einzelnen hier bestehenden Gesellschaften zur Abhaltung von Bällen, Produktionen und dergleichen benützt.
Ein großes Verdienst hat sich auch der hochlöbl. Stadtmagistrat in der Person des Herrn Bürgermeisters Johann Schier und Herrn Baurats Ignatz Hetz durch Herstellung des zum Schießhause führenden Weges erworben. Allen hier genannten Wohltätern und Förderern der Gesellschaft namens derselben herzlichen Dank.
Einigkeit hat diesen Bau geschaffen, möge stets in seinen Räumen nur Einigkeit herrschen und die Schützengesellschaft Lichtenfels auch ferner gedeihen und sich ihres Werkes freuen.
Lichtenfels, den 27. Mai 1865
Wenglein, 1. Schützenmeister
Die Saalbauaktien wurden insgesamt von 112 Mitgliedern gezeichnet. An der Spitze standen Maurermeister Och und Apotheker Wenglein von hier sowie die Spreng'schen Relikten in Nürnberg (Besitzer des hiesigen Gaswerkes) mit je 50 Aktien. Je 20 Aktien nahmen Jeanette Fischer, Lichtenfels und Silbermann, Hausen. Elf Mitglieder zeichneten je zehn Aktien, während die übrigen Mitglieder zwischen 1‑5 Aktien bezogen.
Ausgegeben wurden 600 Aktien. Deren lithographische Herstellung besorgte Buchdruckereibesitzer und Bürgermeister Schier mit einem Kostenaufwand von 51 Gulden drei Kreuzer.
Geraume Zeit spielte man damals sogar mit dem Gedanken, das alte Schießhaus aufzulassen und das neue Haus an die Coburger Straße in den Raum zu verlegen, den heute die Anwesen 47 und 49 einnehmen. Die Mehrzahl der Mitglieder entschied sich aber für den alten, durch eine stolze Tradition geheiligten Platz. Das Richtfest fand am Sonntag, den 12. Juni 1864, in Verbindung mit einem Nachmittagsschießen statt. Die Weihe des neuerbauten Schießhauses folgte anläßlich des Freischießens am 21. August 1864. Unter den stimmungsvollen Weisen der Bamberger Chevauleger Musik zog ein stattlicher Zug, voran die Turner mit Fahne, vom Marktplatz zum Schießanger. Reden erklangen, Toaste wurden gewechselt. Um 13 Uhr sammelten sich die Schützen und Ehrengäste zum ersten festlichen Mahl im neuen Saale. Obwohl in jenen Tagen nicht das beste Festwetter herrschte, war das Freischießen von 1864 das seit langer Zeit bestbesuchte. Das Interesse an dem zweckmäßig gestalteten Neubau lockte Ungezählte nach Lichtenfels.
Neue Aufgaben harrten aber der Schützengesellschaft. Sie mußte, wenn sie leistungsfähig bleiben wollte, an die Errichtung eines Weitstandes denken. Der Stadtmagistrat würdigte in seiner Sitzung vom 28. August 1865 das Vorhaben und stellte die benötigte Grundfläche sowie das erforderliche Steinmaterial (soweit vorhanden) kostenlos zur Verfügung. Weiter wurde auch ein Zuschuß von 25 Gulden geleistet. Die Ausgaben für den Weitstand blieben erträglich. Maurermeister Och erhielt 46 Gulden 19 Kreuzer. Die beiden Zielerhäuschen stellte Zimmermeister Stenglein um 29 Gulden 36 Kreuzer her. Der Schmiedemeister Johann Schneider verrechnete sechs Gulden 15 Kreuzer, und der Tagelöhner, welcher die Steine für die Schießmauer schlichtete, wurde mit zwei Gulden abgefunden.
Eine weitere Neuerung im gleichen Jahr war der Bau eines hölzernen Pavillons für die Musik. Durch freiwillige Gaben der Mitglieder wurden 64 Gulden 51 Kreuzer aufgebracht. Zimmermeister Georg Meidel stellte den Pavillon um 60 Gulden her.
In der zweiten Julihälfte 1865 fand das große Deutsche Schützenfest in Bremen statt.
Die aus dem nordbayerischen Raum kommenden Teilnehmer benützten die Strecke über Coburg‑Eisenach. Die hiesige Schützengesellschaft empfing die Gäste, die hier am Bahnhof 1 ½ Stunden Aufenthalt hatten, unter Anführung von Bezirksamtmann Dr. Heim am hiesigen Bahnhof mit Musik und herzlichen Ansprachen.
Das Kriegsjahr 1866 brachte zunächst zwei interne Geschehnisse. Die anfangs der 50er Jahre hier gebildete Gesellschaft E i n t r a c h t hielt sich nicht mehr für lebensfähig und beschloß ihre Auflösung. Von den 31 Mitgliedern (in der Hauptsache Beamte und Geistliche) traten 26 einmütig der Schützengesellschaft bei. Ein Barbetrag von 35 Gulden 55 Kreuzer floß damit der Schützenkasse zu.
Aber auch die im Jahre 1862 hier ins Leben gerufene Vereinigung der Zimmerstutzenschützen suchte die Krise, in die sie geraten war, durch Anschluß an einen anderen Verein zu lösen.
Erster Schützenmeister Adam Wenglein schreibt darüber am 18. Februar 1866 in den Vereinsakten:
"Seit mehreren Jahren besteht hier eine Gesellschaft dem Namen nach, nämlich die Zimmerstutzengesellschaft. Deren Inventar besteht in zwei Zimmerstutzen und einer Scheibe nebst einigen Lämpchen sowie in einem Kassenbestand von zwei Gulden 31 Kreuzer. ‑ Nachdem nun ein Aktivwerden dieser Gesellschaft nicht in Aussicht steht, andererseits aber die Gewehre selbst in Stand zu halten sind, so ist der Wunsch mehrerer Mitglieder, daß sich diese Gesellschaft löst, und das genannte langen, Inventar auf die Schützengesellschaft, welcher fast die meisten Zimmerstutzenvereinler als Mitglieder angehören, übergeht, die geringe Barschaft dagegen dem soeben aufgetauchten Verschönerungsverein überwiesen wird."
Gleichzeitig machte aber auch Stadtschreiber Mauderer den Vorschlag, das Inventar der Zimmerstutzenschützen dem Turnverein zu überlassen, da die Schützengesellschaft dasselbe nicht benötige. Die Zimmerstutzenschützen hatten 24 Mitglieder. Davon stimmten 15 für Auflösung des Vereins, und zwar acht, also die Mehrheit, zu Gunsten des Turnvereins.
Am 15. Juli gleichen Jahres, nach Ausbruch des Bruderkrieges mit Preußen, trat Erster Schützenmeister Wenglein für die Bildung eines freiwilligen Scharfschützenkorps zum Schutze der Heimat ein. Wenglein, ein nationaler Mann, glaubte dem Vaterland zum Waffendienst verpflichtet zu sein. Da aber schon wenige Tage später, am 25. Juli 1866, die ersten preußischen Truppen in Hof einmarschierten und das Waffenglück sichtlich auf Seite der preußischen Armee stand, wurde der Gedanke einer Freikorpsbildung hier nicht weiter verfolgt.
Vom 18. mit 27. Juni und vom 2. mit 23. Juli 1866 war das Schützenhaus teils von bayerischen Truppen belegt, teils wurde es als Wachtgebäude und für militärische Schreibstuben beansprucht. Nachdem am 23. August 1866 in Berlin der Friedensvertrag zwischen Bayern und Preußen unterzeichnet wurde, konnte auch das Schützenfest Mitte September mit gutem Erfolg noch nachgeholt werden.
1867 hat Lichtenfels 2.128 Einwohner.
Eine Ehrung besonderer Art wurde der Gesellschaft aber anfangs Oktober 1867 durch Herzog Maximilian von Bayern, dem Schloßherrn zu Banz, zuteil. Dieser ließ aus Anlaß der Feier seines Vermählungstages den Lichtenfelser Schützen einen fein gearbeiteten Silberpokal überreichen, Letzterer wurde am 7. Oktober 1867 durch den kgl. Bezirksamtmann Dr. Heim den beiden Schützenmeistern Wenglein und Hofmann feierlich ausgehändigt.
Gelegentlich einer Generalversammlung am 13. Oktober 1867 richtete die Schützengesellschaft folgendes Dankschreiben an den Herzog:
"Eure königliche Hoheit haben allergnädigst geruht, der hiesigen Schützengesellschaft durch Übersendung eines silbernen Pokals mit Euerer königlichen Hoheit allerhöchster Huld und Gnade auszuzeichnen. Dieser Pokal wurde gestern durch den kgl. Bezirksamtmann Herrn Dr. Heim den untertänigst gehorsamst unterzeichneten Vorständen der Schützengesellschaft Lichtenfels feierlichst überreicht.
Indem nun die untertänigst gehorsamsten Vorstände der Schützengesellschaft für allerhöchst bewiesene wohlwollende Auszeichnung Euerer königlichen Hoheit hiermit Namens der Gesellschaft den tiefinnigsten Dank auszusprechen wagen, geben sie zugleich die Versicherung, daß dieser Pokal als ein wertvolles Andenken und Höchstehrendes Zeichen Euerer königlichen Hoheit allerhöchsten Gewogenheit von der Schützengesellschaft Lichtenfels in dankbarsten und ehrfurchtvollsten Erinnerung aufbewahrt werden soll.
In tiefster Ehrfurcht Euerer königlichen Hoheit untertänigst gehorsamsten Vorstandschaft der Schützengesellschaft Lichtenfels.
Wenglein, 1. Schützenmeister, Hofmann, 2. Schützenmeister."
Das Jahr 1868 brachte eine neue vom König von Bayern am 25. August gleichen Jahres genehmigte Schützenordnung. Diese wurde in der Generalversammlung vom 25. Oktober 1868 einstimmig angenommen. Auf Grund erwähnten Beschlusses übernahm am 18. November gleichen Jahres der damalige Vorstand des kgl. Bezirksamtes Lichtenfels, Bezirksamtmann Dr. Heim, für die Gesellschaft die Aufgaben eines Schützenkommissars. Eine Auszeichnung, die die Schützengesellschaft auf eine besondere Stufe führte und ihr gleichzeitig das Recht zur Führung des stolzen Titels "Kgl. Privilegierte Scharfschützengesellschaft“ gab. Die neue Schützenordnung trat am 1.Januar 1869 in Kraft, während die bis dorthin gültige, mehrfach abgeänderte Schützenordnung vom 21. Juli 1796 aufgehoben wurde.
Als Kuriosum sei hier auch erwähnt, daß in der im Jahre 1868 neu angelegten Lichtenfelser Concurrenzrolle (Besitzverzeichnis) das Schießhaus als, letztes Haus in der Stadt mit einer Haus‑ und Grundsteuerpflicht von jährlich zwei Gulden 4 7/8 Kreuzer vorgetragen war.
1868 fand auch ein kombiniertes Fest der Schützengesellschaft und des Landwirtschaftlichen Vereins statt, bei welcher Gelegenheit die Lichtenfelser Hüttenbaugesellschaft eine „Frohsinnhalle“ erbaute, deren Abbildung sie der Schützengesellschaft zur bleibenden Erinnerung widmete. Der Verlauf dieses Fest soll vor allem wegen der festlich ausgeschmückten Festwagen großartig gewesen sein.
Wann die erste Schützenfahne beschafft wurde, ist aus den vorhandenen Archivallen nicht zu ersehen. Vermutlich war sie aber schon in den Gründungsjahren um 1810/11 vorhanden. Da ihr Äußeres sehr bescheiden war, wurde im Jahre 1869 der Wunsch nach einem neuen Banner laut. Im "Lichtenfelser Tagblatt" Nr. 146 vom 25. Juni 1869 machten sich mehrere Schützenmitglieder öffentlich diese Forderung zu eigen.
Unter Hinweis auf die Bedeutung des Freischießens als Volksfest sagt das Eingesandt weiter:
"wie lustig knallen Büchsen und Böller und nur eines ist, was zur Sache nicht und immer nicht harmonieren will ‑ die Fahne nämlich. ‑ Dies bescheidene Blau und Silber gestickte Fähnlein entspricht wahrlich nicht der Größe der hiesigen Schützengilde sowohl, als auch den Leistungen, welche von dieser Gesellschaft in letzterer Zeit geschehen sind und
unwillkürlich muß hier sich einem jeden der Wunsch aufdrängen, daß es Aufgabe der nächsten Zeit sein möge, diesen Umstand zu beseitigen und an die Beschaffung eines den jetzigen Verhältnissen der hiesigen Schützengesellschaft entsprechenden Banners zu denken."
Der Aufruf fiel auf guten Boden. Schon am 14. Juli 1869 wußte das Tagblatt zu berichten, daß Frauen und Jungfrauen gewillt seien, durch Sammlung von Beiträgen der Schützengesellschaft die erforderlichen Mittel zum Erwerb einer Fahne zur Verfügung zu stellen.
Knapp vier Wochen später, am 9. August 1869, konnten die Vorstände bereits über das Gelingen des Vorhabens sich öffentlich verbreiten. Der lokalpatriotische Geist jener Zeit spricht humorvoll aus der Veröffentlichung im Tagblatt.
Man atmet geradezu den Stolz der Vorstände über das Gelingen der guten Sache, wenn auch der Stil des Ausschreibens etwas bombastisch klang.
Wir lesen: "Schützengesellschaft Lichtenfels: Wie vor Kurzem ein für die gute Sache Enthusiasmirter mit prophetischem Geiste das Lichtenfelser Freischießen unter dem Donner der Kanonen auf das Festlichste herannahen sah, so scheint es fast diese nemliche Mosesstimme zu sein, welche die in nächster Zeit stattfindende Fahnenweihe in so freundlicher Weise kundgibt. Um diesen anscheinend nicht ganz so Uneingeweihten und den hiesigen als auswärtigen Schützen und Schützenfreunden Rechnung zu tragen, kann man deshalb mit Vergnügen das angedeutete Programm als bestehend bestätigen, bezüglich der Fahnenjungfrauen und Einquartierung der Schützen aber wird man sich es zur angenehmen Pflicht rechnen, durch gesonderte Deputationen bei den hiesigen Damen und Quartiergebern geeignete Bitte zu stellen und wird sich gewiß gleich früher, sowohl hierfür als für die Häuserdekoration, mindestens in den angedeuteten Straßen der humane Sinn kundgeben. Die Vorstände."
Am 19. September 1869 trat die ganze Stadt zur Weihe der Schützenfahne an.
Das Festprogramm kündete folgenden Verlauf der Feierlichkeiten an:
I. Samstag, den 18. Sept., Abends 7 Uhr musikalischer Zapfenstreich, 3 Kanonenschüsse, Abends 8 Uhr Konzert im Schießhaussaale.
II. Sonntag, den 19. Sept., Morgens 6 Uhr Tagreveille, 3 Kanonenschüsse.
III. Empfang der ankommenden Gäste durch Comitemitglieder. Morgens halb 10 Uhr Versammeln der fremden und hiesigen Herren Schützen, Turner und Feuerwehr in der Hetzschen Gesellschaftsbrauerei.
IV. Halb 11 Uhr Zug derselben zum Rathause, woselbst die Fahnenjungfrauen mit verhüllter Festfahne in den Zug eintreten und sofort zum Übergabsplatze (Herrn Magistratsrats Carl's Staffel) gezogen wird.
V. Übergabe der Fahne und Enthüllung derselben,
Vl. Festzug in folgender Ordnung:
1) eine Abteilung Feuerwehr eröffnet den Zug.
2) Berittene Comitemitglieder.
3) Die Turnerfahne und der hiesige Turnverein.
4) Musikkorps.
5) Die Festfahne, geleitet von Fahnenjungfrauen, den beiden Schützenmeistern, k. und städt. Beamten.
6) Die anwesenden fremden Schützengesellschaften mit ihren Fahnen nach alphabetischer Ordnung ihrer Städtenamen. jede einzelne Gesellschaft geleitet ein Comitemitglied und deren Fahne zwei Fahnenjungfrauen. Gesellschaften ohne Fahne schließen sich einer anderen Schützengilde an.
7) Die hiesigen Schützen mit der alten Schützen‑ und den städtischen Fahnen.
8) Eine Abteilung Feuerwehr schließt den Zug.
VII. Musikalische Frühkneipe.
VIII. Mittags 1 Uhr Diner mit Tafelmusik.
IX. Nachm. 3 Uhr Festschießen, Harmoniemusik.
X. Abends halb 9 Uhr Schützenfreiball, wozu nur Schützen und geladene Gäste Zutritt haben."
Über den Verlauf der Weihe selber geben wir wiederum dem Tagblatt das Wort. Stolz berichtet der Schreiber im Geiste jener Tage über den würdigen Verlauf.
"Lichtenfels, 19. September Ungeachtet des nach dem gestrigen schönen sonnenklaren Tage heute unverhofft eingetretenen unfreundlichen Wetters war doch die heute in Scene gesetzte Schützenfahnenweihe ein wahrhaft imposantes und erhebendes Fest, das nicht nur für jeden Beteiligten eine angenehme Erinnerung sein und bleiben, sondern auch einen unverlöschlichen Glanzpunkt in den Annalen der Schützengesellschaft bilden wird.
Der Beginn des Festes wurde schon gestern Abend durch Kanonendonner und Zapfenstreich in den Straßen der Stadt signalisiert und mit einem im Schießhaussaale veranstalteten von dem für die Festesdauer engagierten Musikkorps des k. 2. Chevauleger Regiments von Bamberg ausgeführten Konzert eingeleitet.
Kaum hatten wir uns nach lange andauernder fröhlicher und genußreicher Unterhaltung bei den Klängen dieser trefflichen Musik Morpheus Armen anvertraut, donnerten uns schon wieder beim ersten Morgengrauen die Kanonen aus den Träumen und der Tagreveille ermunterte uns zur Teilnahme am fröhlichen Feste.
Die Bahnzüge führten uns von allen Seiten bewaffnete Schützen und sonstige Gäste zu, die von den Empfangskomitee begrüßt und in die Gesellschaftsbrauerei geleitet wurden, von wo aus der Festzug in folgender Ordnung auf den Marktplatz sich bewegte: Eine Abteilung Feuerwehr, die berittenen Komiteemitglieder, der Turnverein, das Musikkorps, der Zieler im Kostüm, hierauf die Schützenvereine mit ihren Fahnen in alphabetischer Ordnung, wobei vertreten waren die Vereine von Coburg, Culmbach, Kronach, Schalkau, Sonnefeld,
Staffelstein, Marktzeuln. Den fremden Vereinen folgte die hiesige Schützengesellschaft und den Zug schloß eine zweite Abteilung der Feuerwehr. Nach der Ankunft auf dem Marktplatz reihten sich die des Zuges harrenden Festdamen in der Weise ein, daß die Hauptspenderinnen mit der noch verhüllten Fahne vorangingen und die übrigen Fahnen je von zwei Jungfrauen begleitet wurden.
Nachdem der Festzug um die an dem Magistratsrat Carl'schen Hause in geschmackvoller Weise angebrachter Tribüne Caree gebildet hatte, erfolgte die Enthüllung der wirklich prachtvollen Fahne und die Übergabe derselben durch Frl. Kaufmann in die Hand des 1. Schützenmeisters, Herrn Bürgermeister Hofmann, mittelst einer trefflichen in Versen gesetzten Anrede, von welcher wir wegen Mangels an Raum nur den Schlußvers hier wieder
geben können. Derselbe lautet:
"Nun so reichen wir die Fahne
Als Palladium Euch Schützen hier;
Unter diesem Banner walte ‑ Friede! ‑
Der Gesellschaft höchte Zier."
Herr Schützenmeister Hofmann sprach allen Frauen und Jungfrauen, welche die Schützengesellschaft mit diesem herrlichen und kostbaren Geschenk beehrten und allen Denen, welche zur Ausführung dieses schönen Werkes mitgewirkt haben, Namens der Gesellschaft seinen Dank aus und betonte hierbei insbesondere, daß dadurch einem schon seit langer Zeit gehegten Lieblingswunsche endlich einmal, und zwar in glanzvoller Weise Rechnung getragen worden sei.
Nach einem dreifachen Hoch auf die Frauen und Jungfrauen übergab er die Fahne dem erwählten Fahnenjunker Herrn Amtsschreiber Ansorg mit der Aufforderung, dieselbe wie ein Kleinod hochzuhalten und sie wie einen Edelstein zu bewahren. ‑ Der Herr Junker dankte seinerseits für das in ihn gesetzte Vertrauen mit der Versicherung, daß es stets sein Streben sein werde, das heute zum ersten Male frei in den Lüften flatternde Panier wie ein Heiligtum zu bewahren und zu ihr zu stehen mit Gut und Blut. ‑ Die eine Seite der durch Fahne trage das Weiße der Unschuld, weshalb sie auch rein und makellos erhalten bleibe, während das Grün der anderen Seite, als Symbol der Hoffnung, zu jeder Zeit daran erinnern soll, Hand in Hand zu gehen zur Kräftigung und Erstärkung des Vereins, damit auch spätere Zeiten den Dank noch bekunden können, der unseren holden Spenderinnen gebührt. Er schloß auf das Gelingen dieser Wünsche mit einem dreifachen Hoch auf die Schützengesellschaft.
Auch Herr Geometer Nützel bestieg die Tribüne, um der neuen Fahne durch eine von Seite eines engeren Herrenkreises gestiftete schwarz‑rot‑goldene Bandschleife eine weitere Zierde beizufügen, indem er in kurzen, aber kräftigen Worten darlegte, daß diese Fahne dadurch auch die deutsche Einigkeit und Zusammengehörigkeit repräsentieren möge. Nach dem Akt der feierlichen Übergabe und nachdem sich die königl. und städtischen Herren Beamten dem Zuge angeschlossen hatten, bewegte sich derselbe vom Marktplatze ab nach dem oberen Tor hin bis zur Peter Mahr'schen Wirtschaft, von da wieder zurück über den Marktplatz durch die Reitschgasse, Bamberger Torstraße, hinter dem Rathaus weg durch die Laurenzi‑, Hirten‑ und Coburger Torstraße nach dem Schießhausplatze, wo eine ansehnliche Menschenmasse um die hier aufgestellten Kunst‑, Schau‑ und Glücksbuden bereits sich angesammelt hatte und wo sich von Eintreffen des Festzuges an trotz Wind und Regens ein bewegtes und fröhliches Leben entfaltete.
Einen herrlichen Anblick gewährte die auf dem Orchester des großen Schießhaussaales aufgepflanzte buntfarbige Fahnenreihe, welche die verschiedenen anwesenden Schützenvereine repräsentierte.
Während des Diners wurden verschiedene Reden gehalten und Toaste ausgebracht, deren Inhalt hier wiederzugeben uns zu weit führen würde und aus welchen wir nur hervorheben wollen, daß sich auch bei den hier in großer Anzahl versammelten nord- und süddeutschen Schützenbrüder ein Geist kundtat, der die Vereinigung aller deutschen Bruderstämme, in ein einiges großes deutsches Vaterland unter einem Panier ersehnt und anstrebt. Den Sdiluß des Festes bildete ein solenner Ball, wobei aus der bunten Menge namentlich die Festjungfrauen, welche überhaupt einen Glanzpunkt des Festes bildeten, in ihren weißen Kleidern mit grünen Schärpen hervorleuchteten. Das vorbereitete Feuerwerk konnte leider des heftigen Windes wegen nicht abgebrannt werden. Wir müssen schließlich mit dankender Anerkennung des Eifers erwähnen, mit welchem sich die hiesige Einwohnerschaft mit wenigen Ausnahmen anschickte, Häuser und Straßen zu dekorieren, so daß die Stadt im schönsten Farbenschmucke festlich erglänzte. Auch der Gesellschaftsbrauerei gebührt das Lob, daß sie durch Lieferung eines guten Stoffes zur Hebung des Festhumors das Ihrige redlich getan hat.'«
Die Ausgaben für die Fahne betrugen 176 Gulden 30 Kreuzer. Dies Summe wurde restlos durch freiwillige Sammlerinnen aufgebracht. Der Hersteller und Lieferant der Fahne ist aus den Rechnungen nicht ersichtlich. Die Quittung trägt lediglich die Unterschrift "Adolf Berg".
Der Eifer der Damen ließ die Lichtenfelser jungen Herren nicht ruhen. Am 4. September 1869 setzten der Geometerassistent H. Nützel und Franz Bergner ein Rundschreiben folgenden Inhalts in Umlauf:
"Bekanntlich wird am 19. d. Mts. der hiesigen Schützengesellschaft eine von den Frauen und Jungfrauen hiesiger Stadt gestiftete Fahne übergeben. Dieser Fahne fehlt nun noch als Zierde ein Fahnenband mit den bayerischen und eines mit den deutschen Farben, deren Beschaffung man nicht den Damen auch noch zumuten kann, jedoch von Seite der hiesigen jungen Männerwelt leicht gestiftet werden könnte. Die Unterzeichneten glauben nun im Sinne aller jüngeren Herren zu handeln, wenn sie den Anfang zu einer Sammlung machen, deren Zweck der Ankauf genannter Bänder ist, und stellen deshalb die Bitte, diese Sammlung kräftigst zu fördern.
Lichtenfels, den 4. Sept. 1869.
H. Nützel, Geometerassistent Franz Bergner."
Insgesamt leisteten 57 Mann der Aufforderung Folge. Der Normalsatz, welcher gegeben wurde, betrug 30 Kreuzer, der Mindestbetrag neun Kreuzer. Ein Mitglied, Martin Krauß, stand mit 48 Kreuzern an der Spitze.
An der Weihe selber nahmen 23 Ehrenjungfrauen teil. Der Turnverein war 50 Mann stark, die Feuerwehr mit 25 Mann zur Stelle. Der Kaufmann Gottfried Gagel trug die alte Schützenfahne im Festzug mit.
Den abschließenden Bericht zur Fahnenweihe schrieb der Vereinssekretär, der Rentamtsoberschreiber Nikolaus Schmidt. Sein Eintrag lautet:
"Anschaffung einer neuen Fahne.
Der Unterfertigte rechnet es sich zu besonderer Pflicht zu diesem Akt für spätere Zeiten zu constatieren, daß die Idee zur Schaffung einer Fahne für die Schützengesellschaft, welche seinen Ursprung durch Herrn Apotheker Wenglein fand, nur eine glückliche genannt werden kann.
Dieselbe wurde auch von Allen, bis auf Wenige, mit Freuden begrüßt und fand deshalb der Wunsch in so reichhaltigem Maße sofort durch die zahlreichen Spenden Ausdruck, wofür besonders unseren Frauen Dank gebührt, wo die Arbeit zur Fahne in Angriff genommen, als man sich beeilte mit Gaben von Bändern zu wetteifern und befanden sich an der Fahne sofort bei der Übergabe schon drei derselben, wenn das Dritte in blau und weiß bei der Weihe selbst noch nicht fertig war, so sind die Mittel hierfür doch in den Händen des Herrn Restaurateurs Bergner gelegt. Das Fahnenfest selber ging in bestem Humor und zur Zufriedenheit sämtlicher Gäste in einem wahren Wetteifer von Lust und Liebe von sich, nah und fern reichten sich brüderlich die Hände, so daß sich auch nicht die geringste Störung ergab, besonders ist der unüberwindliche freudig aufgeregte Gesellschaftsgeist der Schalkauer Gäste erwähnenswert, welchem sich dann unsere werten Gäste von Coburg, Kulmbach, Kronach, Sonnefeld, Staffelstein und Zeuln würdig anschlossen.
Wie das Fest, so der Ball und so der Schluß, es werden Jahre vergehen und gewiß jeder, der vom gesellschaftlichen Interesse einen Begriff hat, wird mit Dank auf dieses gelungene Fest zurückblicken, und dem Dank wissen, der es arrangierte und leitete.
N. Schmidt, z. Zt. der Fahnenweihe Sekretär."
So waren die Jahre von 1860 ‑ 1869 für die Schützengesellschaft recht erfolgreich. Der Verein konnte sich unter bewährten Schützenmeistern einen guten Platz im Leben der Stadt erringen und diesen auch behaupten.
Der deutsch‑französische Krieg 1870/71 brachte wesentliche Behinderungen im Vereinsleben.
Nicht nur das herkömmliche Schützenfest mußte 1870 unterbleiben, auch das Schießhaus selber diente vom 18. September 1870 bis 31. März 1871 als Vereinslazarett. Der Lichtenfelser Zweigverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger, unter Vorsitz von Bezirksamtmann Dr. Heim, richtete ab 13. September 1870 unter freiwilliger Mithilfe der Einwohnerschaft im Schießhaussaal ein Lazarett ein, Bettlaken, Bettstücke und ganze Betten wurden zu diesem Zweck selbstlos zur Verfügung gestellt. Die erste Belegung mit Verwundeten erfolgte am 18. September. Zwei Tage später war dasselbe mit 25 Soldaten bereits vollständig besetzt.
1871 hat Lichtenfels 2.297 Einwohner.
Die außerordentlichen Ausgaben, die dadurch auch der Schützengesellschaft erwuchsen, mußten durch Einhebung einer Sonderabgabe in Höhe eines Guldens je Mitglied gedeckt werden. Da der Erlös von 163 Gulden nicht restlos ausreichte, wurde am 12. Februar 1871 die Nacherhebung weiterer 30 Kreuzer beschlossen. Infolge Ausfall des Freischießens war es 1870 auch nicht möglich, die jährlich festgesetzten 20 Saalbau‑Aktien einzulösen. Ebenso unterblieben die üblichen Neuwahlen.
Am Sonntag, den 7. Mai 1871, fand unter Leitung des Postassistenten Wappenschmitt im Schießhaussaal ein großes Konzert zum Besten des Hilfsvereins zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger statt. Unter Mitwirkung guter Kräfte aus Coburg und Nürnberg wurde diese Veranstaltung zu einem hervorragenden künstlerischen Ereignis. Ende Juni 1871 wurde aus der Bevölkerung heraus der Wunsch laut, das bevorstehende Freischießen als Siegesfest, den heimkehrenden Kriegern zu Ehren, durchzuführen. Am 16. Juli 1871 wandten sich Bürgermeister Wenglein und Nikolaus Schmidt, letzterer als Vorstand des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten, mit einem Aufruf an die Bevölkerung dem Friedensfest am 23. Juli, das zugleich den Auftakt zum Schützenfest bildete, durch zahlreiche Teilnahme und festlichen Schmuck der Gebäude die rechte Würde zu geben. Lichtenfels erlebte einen großen Tag. Das Schützenbanner wurde mit einem neuen Fahnenband geziert, gestiftet von der Lichtenfelser Jugend. Festreden folgten einander, Telegramme flogen an Kaiser und Könige in die Welt hinaus und begeisterte Toaste ertönten. Endloser Jubel begleitete den Festzug. Das Treiben auf der Wiese zu schildern ‑ schrieb damals der Tagblatt‑Berichterstatter ‑ sei rein unmöglich, man könne nur konstatieren, daß dieser Anlaß den Charakter eines Volksfestes im vollsten Sinne des Wortes angenommen hat.
Am 18.August 1871 händigte die Vorstandschaft vom Zweigverein des Roten Kreuzes der Schützengesellschaft als Zeichen der Dankbarkeit für die Überlassung des Schießhaussaales zu Lazarettzwecken den Betrag von 60 Gulden aus. Diese Summe wurde zur Innenrenovierung verwendet, nachdem der Saal, welcher kostenlos zur Verfügung gestellt worden war, durch die Belegung erheblich gelitten hatte. Bezirksamtmann Dr. Heim, der Vorstand des Zweigvereins, schrieb wörtlich, er benütze gerne die Gelegenheit, um unter lebhafter Anerkennung des von der Schützengesellschaft gebrachten Opfers den wärmsten Dank für die freundliche und hilfsbereite Überlassung des Schießhaussaales auszusprechen. Obwohl der Betrag zur Instandsetzung des Schießhauses bei weitem nicht ausreichte, konnte die Schützengesellschaft doch wieder mit festem Boden unter den Füßen in die folgenden Friedensjahre gehen. Der Schuldenstand von 5055 Gulden wurde durch ein Sach‑ und Barvermögen in Höhe von 8965 Gulden 42 3/4 Kreuzer mehr als aufgewogen.
Das Jahr 1872 brachte im Rahmen des Schützenfestes eine erfreuliche volkstümliche Einführung, ohne welche man sich das Freischießen heute kaum mehr zu denken vermag, nämlich das Kinderfest. Ein ungenannter Wohltäter spendete zu diesem Zweck der Stadt den Betrag von 25 Gulden. Der Magistrat wurde mit der Vorbereitung betraut. Mit der erstmaligen Durchführung des Kinderfestes wurde zugleich die Setzung eines Kriegsgedenksteines an der Friedenslinde in den Burgberganlagen verbunden.
Das Tagblatt berichtete damals ausführlich über den Verlauf ‑.
"Heute, am 24. Juli 1872, versammelte sich die städtische Jugend am Rathause und bewegte sich zum ersten male vom herrlichsten Wetter begünstigt in schön geordnetem Zuge zu ihrem neu gestifteten Kinderfeste, welches die Erinnerung an die großen Ereignisse der Vorjahre in den Kinderherzen wach erhalten soll. Unter den Klängen der vorzüglichen Musik des 7. Infanterie‑Regiments bewegte sich der Zug in folgender Ordnung vom Rathause aus durch das obere Tor zur Friedenslinde‑ Ein Zug Knaben mit Fahnen und blau~weißen Schärpen, die Musik, die städtischen Fahnen, der Gedenkstein auf einem schön und reichgezierten Wagen von Knaben gezogen und rechts und links von Mädchen in weißen Kleidern und blauen Schärpen Guirlanden und Kränze tragend, begleitet, hierauf kgl. und städtische Beamte, dann die gesamte männliche und weibliche Schuljugend über 400 Köpfe zählend, ‑ ein stattlicher, sich imposant ausnehmender Zug. An der Friedenslinde angekommen, wurde vor derselben Halt gemacht, von Herrn Bürgermeister der Zweck des Festes in einer sehr gediegenen Ansprache erörtert, die Jugend zur Vaterlandsliebe angeeifert und mit einem Hoch auf Se. Maj. König Ludwig Il. als den, der den ersten Stein zum ganzen großen Werke gelegt hat, geschlossen. Hierauf folgte unter fortwährendem Kanonendonner die Setzung des Gedenksteines und Absingen des Liedes "Deutschland, Deutschland über alles". Sodann begab sich der Zug die Anlage hinunter durch die Stadt, deren Häuser zum großen Teil mit Fahnen und Bäumen geziert waren, zum Schießplatze, wo ein reges fröhliches Kinderleben sich entfaltete, die liebe Jugend und mit ihr auch das Alter sich erfreute. Bratwurstspende, Spiele, Besichtigung der Buden, Caroussel, Kasperltheater x. Alles mußte der Lust und Freude dienen, überall sah man lachende rosige Kindergesichter, überall jungen frohen Mut. ‑ Möge dies gelungene von Alt und jung so freudig begrüßte Fest recht oft wiederkehren, möge aber das Gelingen dieses für die Jugend so schönen und aneifernden Festes zugleich der Dank denen sein, die dasselbe ins Leben gerufen haben!"
Die Erwartung, das Fest möge recht oft wiederkehren, hat sich erfüllt. Der "Tag der Kinder" hat seitdem im Rahmen der Festwoche eine eigene Aufgabe, er bildet nicht nur einen der Höhepunkte der vielseitigen Veranstaltungen, ihm ist nicht zuletzt der gute Ruf und die Volksverbundenheit des Gesamtfestes mit zu danken.
Ende Mai 1874 führte Maurermeister Michael Och Bauarbeiten an dem 1865 erstellten Weitstand aus. Die Steine gab wiederum die Kommunalverwaltung kostenlos aus Stadtmauerresten.
Schon seit 1865 hatte Zimmermeister Georg Meidel alljährlich zum Freischießen den Musikpavillon am Anger kostenlos aufgestellt, und nach Schluß des Schießens auch wieder unentgeltlich eingelegt. Balken und Bretter wurden das Jahr über jeweils im Kastenboden verwahrt. Laut Beschluß vom 27. Mai 1874 erhielt Meidel für diese Arbeit nunmehr erstmals einen Zuschuß von drei Gulden.
Bezirksamtmann Zeller, der im öffentlichen Leben für Lichtenfels tonangebend war, trug sich mit der Absicht der Bildung einer geschlossenen Gesellschaft. Letztere wollte er mit der Scharfschützengesellschaft verbinden, wobei zugleich das Schießhaus über seinen eigentlichen Zweck hinaus als gemeinsames Vereinshaus verwendet werden sollte.
Am 14. Dezember 1874 erklärte sich die Vorstandschaft an sich mit dem Vorschlag und mit einer Neuorganisation der Gesellschaft einverstanden. Die Aufnahmegebühr sollte dabei auf 4 Mark, der Jahresbeitrag auf 12 Mark erhöht werden. Gleichzeitig wollte man die regelmäßige Veranstaltung von Konzerten in Aussicht stellen.
Zu einer baulichen Erweiterung des Schießhauses, wie Zeller sie vorschlug, konnte man sich aber doch nicht entschließen. Dieser Schritt sollte erst im Bedarfsfall in Erwägung gezogen werden. Das Vorhaben schlief, nicht zum Schaden der Schützengesellschaft, wieder ein, noch bevor es praktische Gestalt angenommen hatte.
Bei der Generalversammlung am 30. Mai 1875 folgte die Anpassung der Mitgliedsbeiträge an das neueingeführte Münzsystem. Die Aufnahmegebühr wurde von zwei Gulden 30 Kreuzer auf fünf Mark und der Jahresbeitrag von zwei Gulden gleichfalls auf fünf Mark festgesetzt. Als Entschädigung für die geringfügige Erhöhung wird festgelegt, dass im Winter ein „Schützen-Freiball“ abgehalten wird. Zu diesem haben nur die Mitglieder und ihre Angehörigen Zutritt.
Zum Preisvergleich: 1875 kostet 1 Liter Milch 14 Pfennige, „Die Gartenlaube“ vierteljährlich 1 Mark und 66 Pfennige.
In den Monaten Januar und Februar 1876 war der Anger durch Hochwasser mehrmals überschwemmt. Die Feuerwehr verlegte aus diesem Grund ihren Ball im Schützenhaus, und der Schützenball mußte sogar zweimal aufgehoben sowie schließlich bis 26.2. verschoben werden, da die Fluten nur zögernd sich verliefen.
Die längst geplante Umgestaltung der Aborte, die Einichtung eines Speise‑ und Damenzimmers sowie die Verlegung der Küche wurde in der Generalversammlung vom 30. April 1876 endgültig beschlossen.
Den zur Erweiterung des Schießhauses benötigten Platz (37,80 qm) gab der Stadtmagistrat mit sechs gegen zwei Stimmen kostenlos an die Schützengesellschaft ab. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten hob aus formellen Gründen diesen Beschluß jedoch wieder auf. Der Platz wurde schließlich um den Betrag von 20 Mark käuflich erworben. Die Bauausgaben beliefen sich insgesamt auf 2162,76 Mark. Den Maurern und Zimmerleuten wurde als Hebtrunk ein halber Eimer Bier gewährt.
1878 verlängerte Baumeister Michael Och die Schießmauer auf beiden Seiten, während Zimmermeister Meidel vier neue Blenden errichtete. Auch wurde eine Kehrscheibe eingerichtet. Letztere lieferte Wagnermeister Thum um 253,90 Mark.
Als Erinnerungsgabe für das Schießhaus fertigte 1879 die Handels‑Druckerei Bamberg in Farben‑ und Bronzedruck ein Mitgliederverzeichnis zum Preis von 25 Mark an.
Beim Deutschen Bundesschießen in München, im Juli 1881, konnten zwei prominente Mitglieder der Gesellschaft, die Korbfabrikanten Georg und Thomas Krauß, je einen Ehrenbecher erringen. Das Ergebnis wurde telegrafisch hierher übermittelt und in der Presse freudig begrüßt.
Im September 1881 erhielt der Schießhaussaal mit einem Aufwand von 1034,78 Mark einen neuen Fußboden. Als anfangs Oktober gleichen Jahres in Kronach der bekannte Schützenmeister Pfretschner beerdigt wurde, erfolgte, um sowohl die Jahrhunderte alte Verbundenheit mit dem Kronacher Nachbarverein, wie die Wertschätzung des Verstorbenen zu bekunden, die Abstellung einer vierköpfigen Abordnung (Nikolaus Schmidt, Georg Krauß, Fritz Michael Wicklein und Ludwig Hager).
Als Kuriosum mag es vielleicht bezeichnet werden, daß beim Freischießen 1882 der Zielerstand unter Wasser lag und erst ausgepumpt werden mußte, um ihn benützen zu können. Ein Sommer‑Hochwasser war die Ursache.
Vor ernste Probleme stellte das Jahr 1883 die Gesellschaft. Mängel am Dach und im Dachstuhl machten sich bemerkbar. Das einige Jahre vorher eingeführte Dachpappendach bewährte sich nicht. Durch eindringendes Regenwasser ergaben sich schlimme Schäden. Im Saal und Vorsaal mußte die Lattendecke abgenommen werden. Weiter erwies sich der Einzug zweier neuer Sprengwerke zum Tragen des Deckengebälkes, wie auch zum Aufhängen der Balken der Saaldecke als notwendig. Distriktsbautechniker Graebner, der die Planskizzen und Kostenvoranschläge fertigte, übernahm auch die Leitung der Bauarbeiten. Die Baukosten verschlangen insgesamt 4007,24 Mark. Das Hauptgebäude wurde nunmehr mit Schiefer gedeckt, der neue Anbau (Damen‑Aborte) dagegen mit Eisenblech. Ein eigener neunköpfiger Bauausschuß förderte die Ausführung der Arbeiten.
Die Zimmermannstätigkeit übernahm K. Meidel, die Tüncherarbeiten Andreas Dechant. Die Flaschnerarbeiten führte Johann Staudinger aus, und die Dachdeckerarbeiten Lorenz Schrenker aus Mistelfeld. Den Schiefer lieferte der Bruch Karl Oertel in Lehesten. Die Schmiedearbeiten oblagen dem Meister Heinrich Fischer.
Die vier Treppenstufen aus Granit, je 1,78 in lang, stellte der Steinmetzmeister Jos. Lenz in Gefrees zur Verfügung. Mit Rücksicht auf die umfangreichen Arbeiten, welche erst im Mai aufgenommen werden konnten, wurde der Freischießensbeginn auf den 26. August verschoben. Die Bauaufgaben konnten glücklich und rechtzeitig abgeschlossen werden. Das erneuerte Schützenhaus fand allgemein Beifall. Die Kostendeckung erfolgte durch Ausgabe von 400 Anteilscheinen zu je zehn Mark, deren Tilgung ab 1884 in drei Jahresraten durchgeführt wurde.
Vom 13. mit 17. Juli 1884 feierte die Schützengesellschaft ihr fünfzigjähriges Jubiläum.
Man ging dabei von der allerdings unzutreffenden Auffassung aus, als Gründungsjahr der Gesellschaft 1834 anzunehmen. Ein Standpunkt, welcher später mit Recht wieder fallen gelassen wurde, da die Pflege des Schießsportes und die Obsorge für das Schießhaus auch in den Ruhejahren von 1817 ‑ 1834 nie untergegangen ist.
Über das Fest berichtete das Tagblatt seinerzeit verhältnismäßig knapp:
"Die hiesige Schützengesellschaft beging zum Beginn des diesjährigen Freischießens die Feier ihres 50jährigen Bestehens. Um ½ 11 Uhr fand der herkömmliche Schützenauszug' statt, dem sich sämtliche hiesigen Vereine mit Fahnen anschlossen, in Folge dessen sich unter Vorantritt der Festmusik ein ganz stattlicher Zug vom Rathaus zum Festplatz bewegte. Um 12 Uhr begann sodann das ,Festdiner' im Schießhaussaale. Während desselben brachte zuerst der k. Schützenkommissär, Herr Bezirksamtmann Berg, ein Hoch auf Se. Maj. König Ludwig IL aus, dann folgte die eigentliche Festrede des Herrn Bürgermeisters Wenglein, welcher in ausgezeichneter Weise einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung der Schützengesellschaft gab. Diese könnte zwar ein viel höheres Jubiläum feiern, da sie schon 1810 gegründet worden sei und bis 1817 bestanden habe, Kriegs‑ und Teuerungsjahre hinderten aber die Fortentwicklung, bis erst im Jahre 1834 auf Anregung des damals in Banz residierenden Herzogs Wilhelm von Bayern, von welchem heute noch eine goldene Medaille vorhanden, die Schützengesellschaft neu organisiert und das Schießhaus, der heute noch bestehende Vorsaal, gebaut wurde. Während dieser 50 Jahre sei das Freischeßen nur ein einziges Mal, als das Schießhaus 1870 als Lazarett eingerichtet war, ausgesetzt worden. Im Jahre 1864 habe eine Anzahl Mitglieder veranlaßt, daß das Schießhaus in seiner jetzigen Ausdehnung erweitert wurde und im Jahre 1869, am 19. September, wurde die von Frauen und Jungfrauen gestiftete Schützenfahne festlich eingeweiht. Nach diesem Rückblicke brachte Redner dem ältesten Mitgliede, Herrn Fabrikbesitzer Gallus Silbermann in Hausen, ein Hodi dar. (Letzterer hat zur Festfeier eine schön gemalte Ehrenscheibe übergeben.) Unter zahlreichen weiteren Toasten und Vorträgen der Tafelmusik nahm das Festessen und ‑Trinken den lebhaftesten Verlauf, ebenso aber auch der ganze Festtag! Bei herrlichstem Wetter entwickelte sich Nachmittags und Abends ein Volksfest' im wahren Sinne des Wortes auf dem so schönen Festplatze und konnte selbst das Abendkonzert im Freien abgehalten werden, was seit vielen Jahren nicht mehr der Fall war. (Dabei kann die Noblesse der Schützengesellschaft, welche alle Kosten unter sich aufbringt und Jedermann unentgeltlich an ihren Vergnügungen teilnehmen läßt, nicht genug hervorgehoben werden.) Den glücklichsten Griff aber hat die Schützengesellschaft heuer mit der Festmusik getan; das vollständige Musikkorps des k. 5. Inf.Reg. in Bamberg unter der bewährten Leitung ihres Kapellmeisters Burow bildet gewiß den Hauptanziehungspunkt des Festes und bietet uns die köstlichsten musikalischen Genüsse."
Die folgenden Jahre waren etwas ruhiger und brachten auch wirtschaftlich keine wesentlichen Aufwendungen. 1886 lieferte lediglich Gottfried Häfner für den Vorsaal zwei neue Kachelöfen um 156 Mark.
Im Jahre 1888 tauchte erneut der Plan auf, das Schießhaus unmittelbar an die Coburger Straße zu verlegen. Befürwortet wurde dieses Vorhaben besonders von Schützenmeister Wenglein. Da der Stadtmagistrat den Verkauf des an diese Straße stoßenden Angerteiles für Bauzwecke beschlossen hatte, bat Schützenmeister Wenglein in einer außerordentlichen Generalversammlung am 27. Januar 1888 um die Zustimmung zum Erwerb des fraglichen Geländes. In einer lebhaften Aussprache lehnte der Vorstand des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten Nikolaus Schmidt das Vorhaben ab. Schmidt verneinte jedwedes Bedürfnis einer Erweiterung des "räumlich völlig ausreichenden Schießhauses". Zudem brauche man keinen neuen und größeren Saal, da Gastwirt Zahner erst den Kronensaal geschaffen habe. Am allerwenigsten bestehe aber außerhalb der Stadt auf dem Anger das Bedürfnis für einen Saal. Das Schützenhaus gehöre in die Mitte des Festplatzes, da andernfalls das Freischießen seinen Charakter als Volksfest verliere. Schützenmeister Wenglein hielt seinen Antrag zur Meidung späterer Vorwürfe aufrecht. In der Abstimmung waren 17 Mitglieder für den Erwerb des Platzes, sieben dagegen. Wenglein wurde ermächtigt, als Mitsteigerer bis zur Höhe von 900 Mark aufzutreten. Sieben Wochen später, am 14. März 1888, wurde aber auf den Ankauf freiwillig verzichtet, da die Vielzahl der vorhandenen Bauinteressenten bei einer Versteigerung von vorneherein zu einer erheblichen Verteuerung des Geländes führen mußte. Dafür aber baute die Stadt noch im gleichen Jahr die Wegstrecke von der Coburger Straße bis zum Schießhaus mit einem Aufwand von 900 Mark aus. Der Grund zu vielen Klagen konnte damit beseitigt werden.
Das Jahr 1889 brachte die Erweiterung der Schießstände von 100 auf 175 Meter sowie den Bau eines neuen Kugelfanges. Der Stadtmagistrat erteilte am 23. Mai 1889 die Zustimmung. Da der Fuhrunternehmer Wendler aber bis 1891 den ganzen Schießanger für einen Jahressatz von 355 Mark gepachtet hatte, wurde zunächst eine befriedigende Lösung mit diesem herbeigeführt. Er erhielt für 1889 insgesamt 70 Mark und für die beiden folgenden Jahre je eine Entschädigung von 30 Mark ausbezahlt. Nach Ablauf dieser Frist hatte die Schützengesellschaft in das Pachtverhältnis einzutreten bzw. für einen Jahrespacht von 355 Mark zu garantieren. Die Bauarbeiten wurden noch vor dem Freischießen durchgeführt. Gleichzeitig wurde das sogenannte Spielzimmer in eine altdeutsche Stube umgewandelt. Am Dienstag, den 16. Juli 1889, feierte man im Rahmen des Freischießens zugleich die 25jährige Wiederkehr der Schießhauserweiterung.
Erster Schützenmeister Georg Krauss würdigte in seiner Festrede besonders die Verdienste des Bürgermeisters Adam Wenglein, der durch seine Entschlußfreudigkeit und persönlichen Einsatz 1864 nicht nur "die dem Versumpfen nahe Schützengesellschaft mit allen Kräften und unter Hintansetzung seiner persönlichen Interessen zu neuem Leben erweckte", sondern auch allen Widerständen zum Trotz den Erweiterungsbau glücklich vollendete. Auch Bahnmeister Schlennert, der Plangestalter und Bauleiter von 1864, war der Mittelpunkt herzlicher Ehrung. Die Verlängerung des Scheiben‑ und Schießstandes erforderte einen Aufwand von 1079,46 Mark. Die Maurerarbeiten lagen wieder in Händen des Baumeisters Och, während die sechs neuen Blenden von Baumeister Stenglein und Zimmermeister Meidel erstellt wurden. Durch freiwillige Sammlung konnten hierzu 380 Mark aufgebracht werden.
Bei dem großen Hochwasser am 24. und 25. November 1890, das den ganzen Anger zu einem See verwandelte, wurde auch der Zielerstand völlig unter Wasser gesetzt und stark verschlammt.
Aus Anlaß des 70. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold von Bayern, am 12. März 1891, ordnete die Schützengesellschaft drei Herren zu den Festlichkeiten in München ab. Es waren dies die Schützenmeister Georg Krauss und Stephan Wenglein sowie Kaufmann Baptist Dinkel.
Im Cholerajahr 1892 drohte die Sorge der Verwendung des Schießhauses als Isolierlazarett. Das Bezirksamt forderte die Errichtung von Baracken auf dem Anger, der Stadtmagistrat lehnte dies unter Hinweis auf die Möglichkeit der Heranziehung des Schießhauses ab. Auch das Oberbahnamt Bamberg wollte notfalls seuchenverdächtige Reisende in das Schießhaus einweisen. Da die Epidemie aber in Hamburg abgefangen werden konnte, und ein im nahen Unterwallenstadt damals aufgetretener Fall von Choleraverdacht eines Brauburschen sich schließlich als kapitaler Katzenjammer entwickelte, ging die Gefahr glücklich am Schießhaus vorüber.
1893 erhielt der Schießhaussaal einen neuen Riemenboden durch die Firma Grenz und Sohn in Bamberg. ‑Dieser verschlang einschließlich der Betonierung des Saalgrundes durch Baumeister Och 2285,76 Mark.
Beim Schützenfest 1893 gelangte der vom hiesigen Chorrektor Lutz (später Gymnasialprofessor in Bamberg) komponierte "Lichtenfelser Schützenmarsch" unter Zugrundelegung der Melodie "Im Wald und auf der Heide" erstmals zur Aufführung. Nach damaligen Pressestimmen wurde das Musikstück als fein angelegter und trefflich durchgeführter Marsch gewürdigt. Das Stück erhielt stärksten Beifall. Leider hat sich der Marsch im Schützenarchiv nicht erhalten, er dürfte längst verschollen sein.
Auf behördliche Anordnung hin mußte 1895 die Schutzmauer am Schießstand um etwa 1,50 Meter erhöht werden. Gleichzeitig wurde in diesem Jahr ein befriedigendes Pachtverhältnis mit der Stadt gefunden. Die Schützengesellschaft entrichtete nunmehr an die Stadtkasse für den Weitstand lediglich eine Entschädigung von jährlich 25 Mark, während die Garantieverpflichtung für den Pacht der Schießangerwiese aufgehoben wurde.
Schwester Maria Elkana vom Orden der Armen Schulschwestern in Lichtenfels, eine geschickte Handarbeitslehrerin, behob im September 1896 verschiedene Schäden an der Schützenfahne, die im Laufe der Jahrzehnte entstanden waren. Im selben Jahr konnte auch in Trieb unter der Hand ein sehr guterhaltenes Pianoforte (aus der Stuttgarter Fabrik Kannhäußer) um 150 Mark erworben werden.
Im Jahre 1897 wurde das Schießhaus an den Fernsprechverkehr angeschlossen, ferner die Beleuchtung des Festplatzes mit Gasglühlicht durchgeführt.
Zur Erhaltung des Baumbestandes erhielt die Schützengesellschaft am 7. Juli 1898 vom Stadtrat widerruflich die Erlaubnis, auf dem Schützenanger Bäume anzupflanzen und zu unterhalten, wobei die Bäume als Eigentum der Gesellschaft anerkannt wurden.
Das Jahr 1899 brachte für die Schützengemeinschaft einen Zwischenfall, der rückschauend wohl zu einem Schmunzeln veranlaßt. Der spätere Geheime Kommerzienrat und Ehrenschützenmeister Georg Krauss, ein Weltmann von Format, forderte zu den Tanzunterhaltungen, vor allem für den Damenkranz, die Heranziehung eines Tanzlehrers, um die Einhaltung der Tanzordnung und der schicklichen Formen zu gewährleisten. Damit war aber in der Versammlung am 17. März 1899 der schlicht bürgerliche Teil der Schützen nicht einverstanden. Krauss, der an sich an der Reihe zum 1. Schützenmeister war, zog die Schlußfolgerungen und erklärte seinen Austritt. Erst zwei Monate später, am 15. Mai 1899, gelang unter dem Vorsitz des Schützenkommissars Edler von Braun die Glättung des Risses. Nach einer einmütigen Vertrauenskundgebung kehrte Georg Krauss, das geistige Haupt der Lichtenfelser Schützengemeinschaft, in sein Amt als 1. Schützenmeister zurück. Auf den Tanzlehrer wurde verzichtet.
Aus Anlaß der Einführung des neuen Bürgerlichen Gesetzbuches im Jahre 1900 stand auch wieder die rechtliche Stellung der Schützengesellsdiaft zur Erörterung. Landesschützenmeister H. von Dall'Armi, München, teilte auf Grund seiner Unterrichtung im Justizministerium am 7. März 1900 hierher mit, die allgemeine Schützenordnung für das Königreich Bayern vom 25. August 1868 bleibe nach wie vor wirksam. Nach § 2 Abs. II dieser Schützenordnung besitze auch die Lichtenfelser Gesellschaft die kraft Gesetz erworbenen Rechte einer Corporation. Der Ehrentitel "Kgl. Privil. Scharfschützengesellsdiaft" konnte nun mit gutem Recht geführt werden. Ab 1904 tritt die Bezeichnung auch offiziell in den Gesellschaftsakten und im Schützensiegel in Erscheinung.
Im Vordergrund des Interesses stand 1901 die Frage einer Erweiterung des Schießhauses. In einer Versammlung am 30. Dezember 1901, zu der auch die Vorstände der größeren Lichtenfelser Vereine geladen waren, bestand Einmütigkeit für eine Saalvergrößerung. Alle anwesenden Vereinsvertreter erklärten sich mit einem Umbau des Schießhauses nach den Plänen des Distriktsbautechnikers Graebner einverstanden. Die Benützung des neuen Saales durch die fraglichen Vereine wurde zugleich zugesagt.
1902 wurde erstmals ein Industrie‑ und Preisschießen durchgeführt. An diesem nahmen 24 Schützen mit einer Einlage von je drei Mark teil. Aus der Schießkasse wurde hierzu eine Sonderzuwendung in Höhe von 45 Mark gemacht. Weiter spendete in diesem Jahr die Schützengesellschaft zum Bau des Aussichtsturmes auf dem Herberg dem hiesigen Verschönerungsverein den Betrag von 100 Mark.
Die Generalversammlung vom 28. April 1902 befaßte sich nochmals eingehend mit dem Saalbau‑Vorhaben. Distriktsbautechniker Graebner wurde mit der Erstellung der Pläne und Kostenvoranschläge betraut. Voraussetzung für die Inangriffnahme der Arbeiten war die ausreichende Zeichnung der Bausumme seitens der Mitglieder durch Anteilscheine. Dem Reservefonds für den beabsichtigten Neubau wurde der Betrag von 1000 Mark zugeführt; 1903 folgten weitere 500 Mark für diesen Fonds.
Am 6. Februar 1903 faßte der Stadtmagistrat den Beschluß, am Schießplatz eine Reihe Eschen‑ und Akazienbäume anzupflanzen. Ferner wurde am 9. April von dem gleichen Gremium der Schützengesellschaft gestattet, den Schießplatz mit einem Stangenzaun abzuschließen, allerdings zunächst noch mit dem Vorbehalt, daß außerhalb der Schießzeit den hiesigen Einwohnern das Wäschebleichen und Trocknen nicht verwehrt werden dürfe. Die Kosten für den Zaun, ausgeführt von Zimmermeister Meidel, beliefen sich auf 415 Mark. Am 28. Mai 1903 stellte der Stadtmagistrat auch den zur Erweiterung des Schießhauses erforderlichen Platz kostenlos zur Verfügung.
Am 7. Oktober gleichen Jahres erfolgte die Vorlage der Pläne zur behördlichen Überprüfung und Genehmigung. Drei Tage später, am 10. Oktober, veranstaltete die Schützengesellschaft zum Abschied von den alten Räumen des Schießhauses ein Konzert mit Tänzchen. Der endgültige Beschluß zur Erweiterung des Schießhauses ging am 5.Juni 1903 voraus. Man war sich einig darüber, den großen Saal in der ganzen Länge gegen die Straße zu um 6,20 Meter zu verlängern, ferner neue Schießstände zu errichten sowie die Abortverhältnisse zu verbessern. Ende Juni 1904 war der Umbau zufriedenstellend abgeschlossen.
Das Tagblatt schrieb damals:
"Es erscheint leichter, mit großen Geldern etwas Neues zu bauen, als sparsam mit dem Alten zu rechnen und doch dem ästhetischen und praktischen Bedürfnisse gerecht zu werden. Wir müssen gestehen: hier ist es erreicht worden. Ein Kompliment nicht allein dem Architekten, sondern auch dem Schützenmeisteramt, vor allem Herrn Georg Krauss jun., welchem die Bauaufsicht und was alles drum und dran hängt, viel Zeit, Mühe und Nachdenken kostete, denn wenn der Baumeister die Baupläne des Architekten in der Hand hat, so ist damit noch lange nicht gesagt, daß nun Alles seinen glatten Weg geht, besonders wenn der Architekt selbst wenig nachsehen kann und die Detailpläne spärlich sind. Der Bau will die stufenweise Entstehung nicht verbergen. Das braucht er aber auch nicht; denn die Jedem offenkundige Rücksichtnahme auf die einmal gegebenen Verhältnisse bietet dem Auge keinen Anstoß, im Gegenteil, man sieht da um so lieber nach, wenn das Problem der Anpassung schön und sparsam gelöst ist. Betrachten wir uns manch anderen Großbau, welcher sich nach dem Bedürfnis dehnen mußte; er freut uns schließlich mehr, als ein moderner Bau aus einem Guß'. Der eines Hauptes höhere Mittelbau (Saalbau) fügt sich, zur Coburger Straße vorspringend, den alten Bau zu den Seiten und im Rücken für Nebenzimmer, Wirtschaftszwecke und die Schützenstände belassend, dem Alten schön ein, der Fries von Oberlichtern an den Seiten und über den Seitenschiffen' dient der Beleuchtung, Lüftung und dem Schmuck zugleich; der Saal, weldier auch zwei Eingänge an den Längsseiten besitzt, der Vorraum und die speziell und zunächst Schützenzwecken dienenden, aber leicht anders zu richtenden mittleren Räume gegen die Scheibenstände zu, können, dank dem Saalabschluß mit Rolläden, sozusagen in einen, und zwar ebenen Raum verwandelt werden. Dieser vermag alsdann bei schlechtem Wetter schier den ganzen Festplatz aufzunehmen. Die Saaldecke ist leicht gewölbt, wir hätten eine sichtbare, naturfarbene Holzdecke, weil für den Anblick freundlicher und wärmer, vorgezogen. Die Musik ist über dem Vorplatz in einer, nach dem Saal zu offenen, vom Vorplatz ersteigbaren Nische untergebracht. Rechts vom Vorplatzeingang, diesem zunächst, sind zwei Separatzimmer für Tanzflüchtige, dann geht es am Saal vorbei zur Küche und Speise; die Küche ist zweckmäßig mit einem großen Dunst‑ und Lichtschacht versehen. Links in der Mitte sind die auch zur Garderobe und zu weiteren Aufenthaltsräumen verwendbaren Schützenstände; die Schänke gleich am Eingang (links), bedient nach außen und nach innen. Auf der anderen Seite der Schützenstände im Hintergrunde links befinden sich die Aborte. Ein Kabel führt zu den Scheiben. Einige weite, schöne Korbbogenfenster schaffen reichliches Licht, wo solches besonders nötig ist; die Türen sind geschmackvoll. Das im modernen Stil gehaltene maßvolle Zierwerk des Baues, zeigt den Nachkommen die Entstehungszeit an. Zu dem wohlgelungenen Bau wünschen wir der Gesellschaft und der Stadt von Herzen Glück!"
Beim Freischießen 1904 bestand der erweiterte Bau seine Feuerprobe. Beim Festessen am Schlußtag dieses Schießens konnte 1. Schützenmeister Heinrich Schardt dem Kommerzienrat Georg Krauss, als der Seele des Bauvorhabens, den besonderen Dank der Schützengesellschaft aussprechen.
Der Geehrte lenkte das Lob auf die Allgemeinheit ab und hob hervor, wie doch der Gesamtvorstand, unterstützt von seinen Mitgliedern, aber auch von der Stadt, so ersprießlich zusammengearbeitet habe.
Der Neu‑ und Umbau des Schießhauses stellte sich insgesamt auf 34 936,50 Mark. Dieser Betrag schlüsselte sich in folgende Einzelsummen auf: für Neu‑ und Umbau 31.172,61 Mark, für Einrichtung 1.562,30 Mark, für Herstellung der Schießstände 1.029 Mark, für Bauleitung 886 Mark, für sonstige Ausgaben 286,59 Mark, Zusammen: 34.936,50 Mark
Beim An‑ und Umbau waren folgende Firmen beteiligt: Gebrüder Diroll Baugeschäft, Lichtenfels, Gebrüder Meidel Zimmergeschäft, Lichtenfels, Schieferdecker Carl Bär, Lichtenfels, die Herzoglichen Schieferbrüche in Lehesten, Johann Biesenecker Tünchermeister, Lichtenfels, Ernst Spürkel Malermeister, Lichtenfels, Johann Heinzenknecht Glasermeister, Lichtenfels, Josef Pabst Flaschnermeister, Lichtenfels, Johann Baptist Eschenbacher Schreinermeister, Lichtenfels, Georg Dresse Schlossermeister, Lichtenfels, Gottfried Häfner, Häfnermeister, Lichtenfels, Gaswerk Lichtenfels, Bauschlosserei j. Beck, Bamberg, Schlossermeister Eduard Schilling, Coburg.
Der Barbedarf an Baumitteln wurde aufgebracht durch Schuldverschreibungen 25.000 Mark, Kapitalaufnahme 6.000 Mark, aus dem Reservefonds 2.087,50 Mark, durch Gesellschaftszuschüsse 1.800 Mark und sonstige Einnahmen 49 Mark, zusammen 34.936,50 Mark.
1905 mußte die Schützenfahne wiederum gründlich instandgesetzt werden. Abermals sprangen die Schulschwestern hilfsbereit zur Beseitigung der aufgetretenen Altersschäden ein.
Im Jahre 1906 wurde innerhalb der Schützengesellschaft eine Zimmerstutzen‑Schützen Abteilung gebildet. Nach Errichtung eines eigenen Standes, konnte am 27. November 1906 im Schießhaus erstmals mit Zimmerstutzen geschossen werden.
Schon 1907 setzten die Vorbereitungen zur Hundertjahrfeier der Scharfschützengesellschaft ein. Mit Erfolg wurden umfangreiche Maßnahmen zur Beschaffung einer Jubiläums‑ und einer Königskette eingeleitet. Das Tagblatt brachte am 16. Februar 1907 den ersten Aufruf, sich zur würdigen und feierlichen Begehung des frohen Festes rechtzeitig zu rüsten. Die Lichtenfelser Bürgerschaft, seit alter Zeit eine herrliche Pflanzstätte guter deutscher Sitte, wurde zur tätigen Mithilfe in Gemeinschaft mit der Schützengesellschaft aufgerufen.
Im Juni 1908 erfolgte die Einrichtung eines Wildstandes. Ausführende waren Baumeister Diroll und Zimmermeister Meidel von hier sowie die Bauschlosserei Trostdorf in Coburg. Das Jahr 1909 stand völlig im Zeichen der bevorstehenden Zentenarfeier. Nicht nur die Schützen, ganz Lichtenfels rüstete sich zum hohen Fest.